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Abenteuer eines En-/Exklavingers

Normalerweise sagt man ja, wer eine Reise tut, kann etwas erzählen. Reisen sind nun ja vorübergehend nicht mehr angesagt. So nutzte ich die Meldung, das im Paketshop meines Vetrauens, im durch die Umstände so unendlich weit entfernten Gailingen, ein Paket für mich Eingetroffen ist, für eine Expedition von Ausserdeutschland nach Innerdeutschland. Sie dienten der Abholung dieses Paketes und der Ergänzung gewisser Vorräte.

 Also machte ich mich wohlgemut mit meinem Auto mit büsinger Kennzeichen auf den Weg. Das Verlassen unseres Dorfes geschieht völlig ohne behördliche Kontrolle, trotz Grenzübertritt und Corona. Aber wir betreten ja das Gebiet der Schweiz, zu deren Zoll- und Seuchenschtzgebiet auch unsere Gemeinde gehört.

Nach nicht einmal einem weiteren Kilometer erreiche ich dann den schweizer Grenzübergang Dörflingen Laag. In normalen Zeiten fahren hier die Autos mit unverminderter Geschwindigkeit durch. Nicht so bei Corona. Direkt auf der Grenzlinie steht eine Absperrung, welche zwischen 17:00 Uhr und 07:00 Uhr geschlossen wird. Unter Tag ist eine autobreite Lücke offen. Vorher stehen aber zwei schweizer Grenzwächter/innen, die den Verkehr in beiden Richtungen kontrollieren. Ich muss meinen Pesonalausweis und meine büsinger Meldebescheinigung vorzeigen. Dann darf ich auf Grund der Sonderrechte welche die Einwohner von Büsingen geniessen weiterfahren. Nach weiteren fünfhundert Metern wiederholt sich das Spiel beim deutschen Zoll. Nur steht dort kein Gitter auf der Strasse, sondern lediglich ein Verkehrsleitkegel, welcher jeweils von Zollbeamten entfernt wird.

Endlich erreiche ich meinen Paketshop und nehme mein Paket mit einer geringfügigen Menge Autozubehör für mein Lieblingsauto in Empfang. Dann fahre ich auf den Lidlparkpatz. Ein ungewohntes Bild erwartet mich. Trotzdem das Samstag Morgen ist, ist der Platz leerer, als an einem normalen Werktag. Dass man nur deutsche Kontrollschilder da sind verdanken wir unseren Regierungen, welche Angst haben, dass die gierigen Schweizer den armen Deutschen den Zugang zu Lebensmitteln und Klopapier gefährden. Was aber Auffällt sind die BÜS-Schilder. die fallen normalerweise nicht auf. Da dies das seltenste Kennzeichen Deutschlands ist und es davon nur etwa 500 gibt, bist du die als Halter eines solchen Fahrzeuges gewohnt, dass ausserhalb unseres Dorfes nur selten ein solches an anderen Auto siehst.

 

Ich kaufe vor allem Früchte, eine Flüssigseife und verfünffache meine WC Papiervorrat auf 10 Rollen. Die Abgabe im Laden ist übrigens rationiert auf ein Paket à acht Rollen pro Familie und Tag. So mache ich mich mit meinen erworbenen Schätzen auf den Weg nach Hause.

Den deutschen Zoll interessiert mein Verlassen ihres Landes nicht. Ausfuhzettel, welche ich für Haushaltswaren eh nie mache, werden ja zur Zeit nicht abgestempelt. Also manöviere ich mein Auto wieder durch die schweizer Grenzsperre, um dann vom Grenzwächter empfangen zu werden. Er mag sich an meine Ausreise vor nicht einmal einer halben Stunde erinnern. Daher entfällt die Kontrolle der Ausweise. Zur Deklaration der mitgebrachten Waren verwende ich den Kassenzettel des Supermarktes, der kommentarlos überprüft wird. Bei der Anmeldung des Paketes mit den Teilen für mein Lieblingsauto im Wert von dreissig Euronen, muss ich dann ausdrücklich bestätigen, dass die se Teile für ein Auto sind welches mir gehört. Diese Massnamen dienen übrigens dazu, dass die Einwohner von Büsingen ihre Sonderrechte nicht dazu nutzen, das jetzt strenge Grenzsystem für dritte zu umgehen.

Mir fällt auf, dass diese Grenzwächter der heutigen Generation eine sehr höflichen und gepflegten Umgangston haben, ohne dabei einen Mangel an Durchsetzungsvermögen zu zeigen. Für alle die mich nicht kennen, der kleine Hinweis, ich kann das beurteilen, weil ich bis vor sieben Jahren auch so eine Uniform getragen habe und mich ab und zu über das Verhalten meiner Kollegen geärgert habe.

Kurz darauf erreiche ich glücklich meine Traumwohnung. Die ergatterten Vorräte sind verstaut und ich teile die Episode mit der Welt.

Dieser Blog dient nicht dazu einen Shitstorm über wiehernde Amtsschimmel und Behördenwillkür zu provozieren, sondern soll zeigen, dass die eh schon nicht ganz einfache Sitiuation einer En-/Exklave in so einer Zeit etwas Abenteuerlicher wird.

Gruss Beat

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Kommentare: 2
  • #1

    Andrea (Samstag, 04 April 2020 19:25)

    Guter Beitrag!
    Was macht denn dein Döschwo mit einem Bett auf dem Dach? Wenn du dein Lieblingsauto verwöhnen möchtest, dann gehört das Bett unter den Döschwo!!!

  • #2

    Daniel Aeschbacher (Mittwoch, 08 April 2020 19:38)

    ou ja ! Einen herzlichen Gruss an den Döschwo :-)