Es ist toll wenn eine Reise schon speziell beginnt. Und so kam es, dass die Besammlung im Hauptbahnhof Zürich im Durchgangsbahnhof Löwenstrasse war, wo sonst vor allem die Intercityzüge auf der West- Ost-Achse abfahren. Dann kam er der wunderschöne siebzigerjahre Schnellzug der uns nach Landquart brachte.
Ich konnte es nicht lassen und verzichtete auf die nostalgischen Erstklasswagen und nahm dafür unmittelbar neben dem Führerstand platz. Davon zeugt ein kleines Filmchen von der Ausfahrt aus dem Bahnhof Zürich.
Der Zug schlängelte sich dann dem Zürichsee sowie dem Walensee mit seinen Churfirsten entlang in Richtung Graubünden nach Landquart. Dort verliessen wir unseren Extrazug und steigen um. Es erwartet uns eine Ge 6/6 II mit ihrem Pullman-Sonderzug aus den 1930er Jahren. In eleganter Fahrt zog uns die Lok nach Küblis. Nach dem Mittagessen gab es noch die Gelegenheit unseren Zug von Aussen in Fahrt zu fotografieren. Anschliessend ging es weiter durch den Vereina-Tunnel ins Unterengadin nach Scuol-Tarasp, dem östlichsten Punkt des RhB-Streckennetzes. Dort endete die Fahrt für unsere rund 60jährige Lok. Nach kurzer Pause reisten weiter ins Oberengadin. Neu zogen uns die beiden Elektro-Veteranen aus der Pionierzeit der Bünder Eisenbahn. Die Loks Ge 2/4 222 und Ge 4/6 353 aus den 1910er Jahren brachten unseren Zug entlang des Inn zu unserem Abendziel am ersten Tag, nach St. Moritz.
Am Morgen wartete bereits der Extrazug, bestehend aus dem Bernina-Krokodil Ge 4/4 182 aus dem Jahre 1927 und den beiden Salonwagen im Bahnhof St. Moritz auf uns. Anschliessend begann unsere Fahrt hinauf nach Ospizio Bernina. Auf 2253 Meter über Meer schlängelte sich der Zug zuerst am Lago Bianco vorbei, bevor wir das erste Mal an Höhe verloren. Der Zug fuhr nun hinunter ins Puschlav und weiter nach Tirano in Italien.
Der nächste Film zeigt die etwas spezielle Ortsdurchfahrt bei Poschiavo.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Tirano auf 441 Metern über Meer brachte uns nun eine rund 55jährige Gem 4/4 zurück nach Cavaglia. Dort nahmen wir Mittagessen ein und besuchten anschliessend den schön inszenierten Gletschergarten. Wer wissen will wie die dortige Landschaft entstanden ist und Gletschermühlen anschauen will, der ist dort sicherlich am rechten Ort. Mir wurden auf jeden Fall wieder einige Zusammenhänge klar.
Nach dem Aufenthalt ging die Fahrt weiter über den Berninapass nach Samedan.
Im Hauptort des Oberengadins wartete auf uns das klassische RhB-Krokodil Ge 6/6 I aus den 1920er Jahren mit dem Gepäck- und zwei Gourmino-Speisewagen. Mit der neuen Lok ging es nun weiter auf der UNESCO-Welterbe Strecke Richtung Albula. Während wir gemütlich im Speisewagen Ihr Abendessen genossen, brachte uns unser Zugpferd durch den rund 6 km langen Albula Tunnel und schlängelte sich nun das gleichnamige Tal hinunter. Über den bekannten Landwasserviadukt bei Filisur, wo der Zug noch einen Zwischenstopp machte, erreichten wir bald das heutige Tagesziel Untervaz.
Auf der Webcam des Lanwasserviadukts fand man die folgenden Bilder:
Nach einer erholsamen Nacht in Untervaz erwartete uns frühmorgens der nächste Extrazug. Nun wartet eine Ge 4/4 I aus den 1950er Jahren. Heute begleitete uns auch wieder der Pianobarwagen zusätzlich zu unseren beiden Pullman Salonwagen. Und jetzt ging es immer weiter nach Westen … . Wir fuhren zuerst durch die Rheinschlucht, auch «Swiss Grand Canyon» genannt, nach Ilanz. Wir liessen aber die (bis zur Eingemeindung 2014) erste Stadt am Rhein gleich wieder hinter uns. In schneller Fahrt erklommen wir weitere Höhenmeter, bis wir das Klosterdorf Disentis erreichten. Hier verabschiedeten wir uns von unserem Zugpferd und der Rhätischen Bahn, aber nicht von unseren Salonwagen. Es beginnt das Streckennetz der Matterhorn-Gotthard-Bahn. Eine Lok der Reihe Deh 4/4 fuhr uns ab hier, mit Hilfe der Zahnstange, auf den Oberalppass. Die Lok hatte vielleicht das erste mal die Gelegenheit, diese edlen Wagen zu ziehen, weil sie solch edle Touren normalerweise der prominenteren, aber heute unpässlichen Konkurrenz überlassen muss.
Auf dem Oberwaldpass verliessen wir unseren Extrazug, um auf über 2000 Metern über Meer ein Mittagessen zu geniessen. Anschliessend setzten wir unsere Fahrt fort hinunter nach Andermatt.
Wir überquerten in historischen Postautos den Furka-Pass auf der Strasse.
Warum dies nicht auf den Gleisen der Dampfbahn Furka Bergstrecke geschah, lies sich in so kurzer Zeit nicht restlos klären. Ich hoffe, dass sich die beteiligten Organisationen irgendwann noch einmal zusammensetzen um bei solchen Events reibungslos zusammen zu arbeiten.
Für mich war die Fahrt in einem Oldtimerbus über die Furka ein Novum, das Spass machte und wir konnten unterhalb der Station Muttbach noch den Stammzug der DFB beim überqueren des Bahnüberganges fotografieren.
Zum Schluss des Tages fuhren wir mit unserem Extrazug das Goms hinunter nach Brig.
Der letzte Tag in den bequemen Pullmanwagen startete relativ spät. Deshalb besuchten jene die wollten wir am Morgen noch die Modellbahn im Hotel «Good Night Inn» . Man kann dort die Lötschberg-Bergstrecke, einen RhB Teil und die Dampfbahn Furka Bergstrecke sehen.
Auf dem Weg zum dem Hotel überquerte ich noch die sich bei Hochwasser sich automatisch hochhebende Brücke.
Gegen 11:00 Uhr führte uns die Deh 4/4 der MGB gemütlich durchs Mattertal ins weltbekannte und autofreie Zermatt, am Fusse des Matterhorns gelegen. Während unsere Wagen rangiert werden, nehmen wir nochmals ein Mittagessen ein, bevor es in die Höhe ging.
Nach der Stärkung verliessen wir Zermatt mit unserem Pullman-Wagen, geschoben von einem Triebwagen der Gornergrat Bahn in Richtung Gornergrat. In der rund einstündigen Fahrt erklommen wir rund 1400 Höhenmeter bis zur Bergstation auf 3089 Metern über Meer (zum Vergleich: Tirano liegt auf 441m ü.M.). Und hier hatten wir beste Sicht auf den Berg der Berge. Das Matterhorn bemühte sich um besondere Sicherheit für die Menschen und trug aus Solidarität zu den Menschen eine Maske.
Leider mussten wir uns dort oben von den exklusiven Pullmanwagen verabschieden. diese werden die nächsten fünf Tagen weitere Gäste durch die Alpen fahren.
Der letzte Reisetag stand weitgehend zur eigenen Verfügung. Ich entdeckte bei einem gemütlichen Spaziergang das schicke Städtchen Brig. Um 15:30 Uhr begrüsste uns das SBB-Historic-Team-Winterthur mit Ihrem BFe-4/4-Pendelzug «Wyländerli» aus den 1950er Jahren am Bahnhof in Brig. Mit dem letzten Extrazug fuhren wir nun mit wunderbarer ins Rhonetal die Lötschberg-Südrampe hoch, bis wir den Scheiteltunnel erreichten. Die Fahrt zurück nach Zürich schlossen Sie mit einem gemütlichen Apéro ab, bevor die Reise gegen 19.30 Uhr am ursprünglichen Ausganspunkt ihr Ende fand.